Evangelisch - Lutherische Paul-Gerhardt-Kirchgemeinde
Dresden - Coschütz / Gittersee
Körperschaft des öffentlichen Rechts

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Die Chronik der Kirchgemeinde

Aus der Geschichte des Ortes Gittersee

Die älteste bekannte Urkunde über Gittersee stammt aus dem Jahre 1349. Allerdings wurde der Ortsname im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich geschrieben, so 1352 Gittersin; 1370 Jetersin; 1378 Jhetersyns; 1465 Gitterßee; 1477 Gittirseh; 1494 Gittersen; später dann Giterse; Gitterse; Güterse; Güttersee; schließlich Gittersee. Der Name ist vermutlich slavischen Ursprungs und bedeutet: "des Jitersin" das heißt: das Jitrosche, das Gut - das Besitzdorf des Jitros, des Frühberühmten. Gittersee war seiner rechtlichen Stellung nach ein Dresdner Ratsdorf (beurkundet 1777). Gittersee war ursprünglich einmal ein reines Bauerndorf. Ein solcher Gutsbesitzer war auch der erste evangelische Pfarrer in Döhlen: Martin Künzelmann (gest.1568), welcher in Gittersee sieben Hufen Landes kaufte und sie bearbeitete. Acht Generationen dieses Geschlechtes waren in Gittersee ansäßig, bis 1875 der letzte Künzelmann nach Plauen verzog. Gittersee gehörte wohl auch darum kirchlich zu Döhlen. Durch den Kohlenbergbau und die Industrialisierung im 19. Jahrundert stieg die Einwohnerzahl Gittersees sprunghaft an. Wohnten 1834 nur 178 Einwohner in Gittersee, waren es 1867 schon 698; 1880 waren es dann bereits 1372; 1890 waren es 1911; 1898 wohnten 3367 in Gittersee; 1906 waren es 4022 und 1928 bereits über 4200 Einwohner in Gittersee. Gittersee brauchte seine eigene kirchliche Betreuung. Döhlen konnte krichliches Zentrum für ein Außendorf von 178 Einwohnern sein, aber nicht für über 4000! Und so wurde im Jahre 1887 im "Fiedlerschen Gut" ein Betsaal eingerichtet. Alle drei Wochen wurde dort sonntags 14, 00 Uhr Gottesdienst durch den Döhlener Pfarrer gehalten. Doch schon bald reichte dies nicht mehr aus. Und so wurde am 1. April 1894 ein Hilfsgeistlicher für Gittersee (mit Altcoschütz) eingesetzt. Er gehörte als Hilfsgeistlicher offiziell immer noch zu Döhlen und wurde von daher auch am 01.04.1894 in Döhlen ordiniert und eine Woche später am 08.04. in Gittersee in sein Amt eingeführt. Dieser erste Geistliche für Gittersee und Altcoschütz war Florian Paul Schletter. Am 05. Juli 1894 wurde beschlossen, einen eigenen Friedhof anzulegen. Vom Juni 1895 an wurden auch in Kleinnaundorf Gottesdienste mit gehalten, da sich diese Gemeinde der sich in Gründung befindlichen Pachochie anschließen wollte. Im Oktober 1895 wurde die Anschaffung von drei Glocken für den Friedhof beschlossen. Bereits am 15. November konnten die in Leipzig gegossenen Glocken auf dem Friedhof aufgestellt werden und um 15,00 Uhr selbigen Tages ertönte zum ersten mal das Gitterseeer Geläut. Am 24. November 1895 erfolgte die Weihe des Friedhofes. Die erste Beisetzung am selbigen Tage war ein vier Stunden altes Neugeborenes. Im Sommer 1896 verließ Florian Paul Schletter die Gitterseeer Gemeinde um Pfarrer in Bodenbach (Böhmen) zu werden. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. phil. Ernst Wilhelm Flemming bestimmt. Am 19. Juli 1896 wurde er durch Oberpfarrer Wolf aus Döhlen im Betsaal in sein Amt eingeführt. 1896 war auch der Zeitpunkt erreicht, da aus Gittersee, der bis dahin kirchlichen Außenstelle von Döhlen (besetzt mit einem Hilfsgeistlichen) nun zusammen mit Altcoschütz eine eigene Kirchgemeinde entstehen sollte.

Aus der Geschichte des Ortes Coschütz

Auch Coschütz kannte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Schreibweisen. So wurde es unter anderem auch Koßitz oder Koschwitz geschrieben. Es gehörte neben 30 anderen Dörfern, Vorwerken und Einzelgehöften zur damaligen Pfarre Dresden-Stadt und zwar in die kleine Bartholomäuskapelle in der Nähe des Freiberger Platzes vor dem Willsdruffer Tor. Hier hielt der Pfarrer von Plauen Gottesdienst. 1539 wurde im Meißner Land unter Herzog Heinrich dem Frommen (1539-1541) die Reformation eingeführt. Der erste Pfarrer von Plauen, der auch den Dienst in der Bartholomäuskapelle versah, hieß Johann Küchel oder Küchler, er starb 1546. Da die Gemeinden an Einwohnern zunahmen, reichte die kleine Kapelle nicht mehr aus. Daher wurde 1578 mit dem Bau der Annenkirche begonnen; im gleichen Jahr wurde sie eingeweiht. Zu ihr gehörte das kleine Dorf Coschütz mit seinen Beerdigungen, während für Taufen, Konfirmationen und Aufgebote die Kreuzkirche und für Trauungen und Kommunion die Frauenkirche zuständig waren. Schließlich gehörte Coschütz mit allen kirchlichen Handlungen bis 1896 zur Kreuzkirche. Am 25. September 1876 fand in Glasey´s Restaurant in Plauen ein von der Kircheninspektion anberaumter Termin statt, zu dem Zwecke, die Auspfarrung der Gemeinde Coschütz aus der Kreuzkirche und die Einpfarrung in die Kirchgemeinde Plauen zu beraten. Dies scheiterte jedoch am Nichtwollen der Coschützer.

Die beiden Kirchgemeinden Gittersee und Coschütz

Am 4. Oktober 1896 wurde der erste Kirchenvorstand für die neue Kirchgemeinde Gittersee-Coschütz gewählt. Am 01. Januar 1897 wurde dann die Auspfarrung von Coschütz aus der Kreuzkirchgemeinde und Gittersee von Döhlen und damit der Beginn der neuen Kirchgemeinde Gittersee-Coschütz rechtskräftig. Am 22. Dezember 1896 wurde der Hilfsgeistliche Dr. Flemming einstimmig zum Pfarrer der neuen Parochie gewählt und am 24. Januar 1897 im Betsaale Gittersee in sein Amt eingeführt. Der sonntägliche Gottesdienst wurde abwechselnd im Betsaale Gittersee und dem Schulsaale Coschütz gehalten. Was gemeinsam begann sollte sich doch schon bald wieder spalten. Hatten die Coschützer bereits bei der Planung des Gitterseer Friedhofes den selbigen als einen gemeinsamen abgelehnt, so wurde es bei der Frage, wo die Kirche stehen sollte, gänzlich unversöhnlich. Und an dieser Frage zerbrach schließlich die junge Kirchgemeinde bereits am 01. August 1897 nach nur sieben Monaten der Existenz! Wie hoch die Emotionen bei der Frage nach dem Kirchenstandort gingen, zeigt folgender Zeitunsartikel der damaligen Zeit:

"Gittersee: Man schreibt uns: Vor einigen Tagen brachten die "Neuesten Nachrichten" eine Notitz, daß einige Coschützer Herren einen Kirchenbauplatz und der Gemeinderat 3000 Mk. zum Kirchenbau schenken wollten. Die Gitterseeer Vertreter im Kirchenvorstand wollten aber die Schenkung nicht annehmen. Diese Darstellung bedarf der Klarstellung, wenn nicht über Gittersee ein falsches Urteil gebildet werden soll. Der Kirchenvorstand hat die Schenkung noch nicht abgelehnt, sondern will erst die Baupolizei um ihr Urteil hören.
1. Gittersee hat ziemlich 4000 Einwohner, Coschütz noch nicht ganz 1700. Gehört die Kirche ins kleinere oder größere Dorf?
2. Gittersee hat gegen 12 Jahre an einer kirchlichen Selbständigwerdung gearbeitet, hat einen Friedhof errichtet, Glocken geschafft, 6000 Mk.in die Coschütz-Gitterseeer Parochialkasse gezahlt und verzinst heute noch Döhlen, seiner Muttergemeinde, 10000 Mk. für das Lostrennen. - Coschütz ist am 1. Januar 1897 aus der Kreuzkirche ausgetreten und hat dort 10000 Mk. bekommen, wäre es nicht gegangen, so wäre die Zwangsausscheidung erfolgt und es hätte keine 10000 Mk. erhalten. Gehört jetzt die Kirche nach Gittersee oder nach Coschütz?
3. Coschütz hat rund 1100 Mk. Kirchenanlagen aufzubringen. Gittersee bringt rund 2100 Mk. auf. Gehört die Kirche in die Gemeinde, wo die kleinsten Opfer gebracht werden? Jetzt soll ein Sammelbogen an alle Coschützer Einwohner geschickt werden, worin dieselben erklären sollen, ob man mit Gittersee eine Parochie bleiben will oder ob man sich kirchlich selbständig machen will. Da möchten sich doch die Coschützer Steuerzahler klar sein, daß eine Last auf zwei Schultern leichter ist, als auf einer. Sie möchten sich klar sein, daß dann Coschütz auch Friedhofsland kaufen muß, einen Friedhof herstellen mit Leichen- und Parentationshallen und Kirchenbau. Wenn das Land dazu geschenkt würde, so müßten die Coschützer Steuerzahler für Geistlichen und Kirchendiener, Capitalzinsen ec doch noch jährlich gegen 3000 bis 4000 Mk. mehr aufbringen. Für 1700 Einwohner schon ein Sümmchen! Jetzt müssen diese 1700 Köpfe schon 14287 Mk. aufbringen und dann werden 18000 Mark fertig. Gittersee hat 18000 Mk. bei 4000 Einwohnern aufzubringen. Ist´s da nicht besser, die Gemeindeglieder achten nicht auf die 3-4 Reichen in Coschütz, die jährlich für 100000 - 300000 Mk. Bauland verkaufen und dann einen alten Steinbruch als Kirchenbauplatz schenken? Die laufenden Steuern müssen andere Einwohner tragen. Die Coschützer machen ihren Einwohnern immer vor, der "Felsenkeller" sei ein großes Steuerobjekt und dadurch werde alles billiger im Steuerwesen. Das ist aber falsch, denn die Felsenkellerbrauerei gehört nach Kirche und Schule nach Plauen, zahlt also Kirchen und Schulanlagen dorthin. Coschütz bekommt dorther nichts. Das möchten die Coschützer Einwohner wohl bedenken, ehe sie ihre Namen in die Listen schreiben und dadurch sich zu hohen Steuern selbst verurteilen."

Die Coschützer Einwohner (Einwohner war damals zu 90% identisch mit Kirchgemeindeglied) ließen sich jedoch von diesem Artikel nicht beeindrucken und gingen doch den Weg der Eigenständigkeit. Und so geht auch unsere Chronik nun wieder getrennt weiter.

Die Parochie (Kirchgemeinde) Gittersee

Bereits am 26. Oktober 1896 hatte man den Bau einer Parentationshalle auf dem Friedhof von Gittersee beschlossen. Am 12. Dezember 1897 erfolgte die Weihe der Parentationshalle, die bis zur Erbauung einer Kirche für alle gottesdienstlichen Handlungen dienen sollte.
Am 18. Februar 1900 wurde während der Visitation durch den Superindentenden vom Kirchenvorstand der Beschluß gefaßt, ein Pfarrhaus zu errichten. Im März des Jahres 1901 mußte Pfarrer Dr. Flemming durch eine schwere Krankheit bedingt sein Amt niederlegen. Als Pfarrvikar wirkte in Gittersee nun Franz Planert, dem Felix Johannes Fischer als neuer Pfarrer von Gittersee folgte. Er wurde am 13. Juli 1902 in sein Amt eingeführt, wiederum durch Pfarrer Lic Wolf aus Döhlen. Im Juli 1903 konte nun endlich der beschlossene Pfarrhausbau in Angriff genommen werden. Und am 12. April 1904 konnte selbiges geweiht und bezogen werden. Am 10. Oktober 1910 wurde Pfarrer Fischer nach Dorfchemnitz berufen. Als sein Nachfolger in Gittersee wurde am 30. Dezember 1910 einstimmig Pfarrer Louis Barth gewählt, welcher dann am 5. Februar 1911 in sein Amt eingeführt wurde. Pfarrer Barth führte das Amt bis 1923, wo er aus Gesundheitsgründen aus dem Amt scheiden mußte. Am 29. Juli 1923 wurde sein Nachfolger im Amte Gerhard Wildfeuer zum Geistlichen von Gittersee durch Oberkirchenrat Reimer ordiniert. 1924 wurde das zweite Geläut geweiht, welches das erste ersetzte, das im Kriege abgegeben werden mußte. Das Jahr 1928 ist wiederum ein wichtiges in der Geschichte der Gitterseeer Kirchgemeinde. Am 11. November 1928 wird die erweiterte Parentationshalle auf dem Gitterseeer Friedhof nun zur Kirche geweiht, nachdem man den Chorraum vergrößert und einen Turm für das Geläut angebaut hatte. Ausgeführt wurden diese Umbauarbeiten durch die Gebrüder Fichtner aus Dresden-Plauen. 1929 wurde ein Orgelharmonium beschafft. Im selben Jahr am Ostersonntag wechselt Pfarrer Wildfeuer zur Dresdner Friedenskirche. Sein Nachfolger ist von 1930 bis 1933 Pfarrer Karl Ernst Wilhelm Schulz, welchem 1933 Pfarrer Carl Busch aus Großerkmannsdorf im Amte fogte. Pfarrer Busch war nach seiner Gastpredigt am 2. Advent 1932 vom Gitterseeer Kirchenvorstand einstimmig gewählt worden und er wurde am Trinitatissonntag 1933 durch Superindentend Hugo Hahn in sein Gitterseeer Amt eingeführt. Pfarrer Busch erlebte in den Jahren 1933 bis 1936 ein Wechselbad des kirchlichen Lebens ohne gleichen. Traten in den drei Jahren 1933-1936 ca 600 ausgetretene Gemeindeglieder wieder in die Kirche ein und hatte er in diesen Jahren ca. 300 nachzukonfirmieren und wurden z.T. Massentrauungen vollzogen, so setzte ab 1936 im Zuge des immer kirchenfeindlicher werdenden Kurses der NSDAP wieder eine gegenläufige Bewegung ein und es traten jetzt wieder mehr aus der Kirche aus. Pfarrer Busch übte sein Amt in Gittersee bis 1943 aus. Ihm folgte Pfarrer Lic. Dr. Walter Schulz im Amte. Der Kirchenvorstand beschloß in seiner Sitzung am 3.1.1945 einstimmig, der Kirche in Gittersee den Namen Paul-Gerhardt-Kirche zu geben. Viele Jahre konnte der Gesang in der Kirche nur durch das Harmonium begleitet werden. 1951 war es dann endlich so weit. Am 2. Weihnachtstag fand die Weihe der Orgel statt, gebaut durch die Firma Jehmlich Dresden. Pfarrer Schulz war Pfarrer von Gittersee bis 1960. Danach wurde Gittersee längere Zeit von Coschütz (Pfr. Hülsenberg) mitverwaltet. 1971 zog noch einmal und zum letzten mal ein Pfarrer in das Gitterseeer Pfarrhaus ein. Pfarrer Michael Müller war der letzte Pfarrer der eigenständigen Kirchgemeinde Gittersee. Er wechselte zum 1.September 1976 an die Kreuzkirche in Dresden. Ihm folgte zwar noch Pfarrer Kloß von September 1976 bis April 1977, aber er war nicht Inhaber der Pfarrstelle sondern als Generalvikar abgeordnet.

Die Parochie (Kirchgemeinde) Coschütz

Am 19. September 1897 wurde ein neuer nun eigener Kirchenvorstand für Coschütz gewählt. Dieser wählte aus drei Bewerbern den bisherigen Hilfsgeistlichen von Kesselsdorf Oscar Paul zum Pfarrer von Coschütz. Pfarrer Paul wurde am 16. Januar 1898 in sein Amt eingewiesen. Am selben Tage wurde auch der Coschützer Friedhof geweiht. Er wurde angrenzend an den äußeren Plauenschen Friedhof errichtet. Es wurde an diesem Tage auch der erste Tote auf ihm beigesetzt. 1898 wurde außerdem auf dem nun neu entstandenen Coschützer Freidhof eine Totenhalle erichtet. Der Coschützer Friedhof war zunächst etwas kleiner als heute. Er wurde 1903 durch zukauf von Land nach Süden hin erweiter. 1900 wurde das Coschützer Pfarrhasu mit Betsaal errichtet. Am 29. Juni 1900 wird Richtfest gefeiert und am 28. September 1900 zieht Pfarrer Paul in das Coschützer Pfarrhaus ein. Am 14. Oktober 1900 fand der Weihegottesdienst des Betsaals statt. Der Betsaal bestand in seiner ursprünglichen Form bis 1955. In diesem Jahr wurde er umgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen. Natürlich wollten die Coschützer auch eine eigen Kirche errichten. Ein Platz dafür war auch schon vorgesehen, nämlich der Platz gegenüber des Pfarrhauses auf der anderen Seite der Windbergstraße. Es stellte sich jedoch heraus, daß das Grundstück nicht als kirchliches Grundstück im Grundbuch eingetragen war, obwohl es doch für den Kirchenbau vorgesehen war! Wie diese Situation genau entstand ist bis heute nicht restlos geklärt. Das Flurstück ist im Besitz der Gemeinde Coschütz geblieben und dann in den Besitz der Stadt Dresden übergegangen. Mehrere Versuche von seiten der Kirchgemeinde Coschütz, das ursprünglich für den Kirchenbau vorgesehene Grundstück in Kircheneignetum zu überführen um darauf die Coschützer Kirche zu errichten, scheiterten. Zuletzt auch noch einmal nach der Wende 1989.
Die Selbständigkeit der Kirchgemeinde Coschütz gerät 1922 nun doch aus finanziellen Gründen ins Wanken. In der Kirchenvorstandssitzung vom 18. Dezember 1922 wurde ein Antrag des Kantors Schumann angenommen, daß es wünschenswert sei, die hiesige Parochie aufzulösen und mit Dresden Plauen zu vereinigen. Ein Ausschuß des Kirchenvorstandes soll dazu mit dem Konsistorium in Verhandlung treten. Es werden zwar erste Schritte dazu unternommen, doch schließlich verläuft dies ganze Vorhaben der Vereinigung von Coschütz mit Plauen im Sande. Pfarrer Paul tritt am 1. Juli 1931 in den Ruhestand. Und erneut wird, diesmal von Seiten des Hausbesitzervereins, vorgeschlagen die Parochie Coschütz aufzulösen und an Plauen anzugliedern. Wiederum sind die Finanzen der ausschlaggebende Grund für diesen Vorschlag. Allerdings hat wohl die Kirchgemeinde Dresden-Plauen bereits am 18. Dezember 1930 einer Eingemeindung der Coschützer Kirchgemeinde ablehnend gegenüber gestanden. Und da das Konsistorium der Kirchgemeinde Coschütz eine Beihilfe finanzieller Natur in Aussicht stellt, bleibt die Eigenständigkeit von Coschütz weiter erhalten. Am 12. März 1931 wird der Diakonus zu Reinsberg (Kbz Zwickau) Karl Dietrich durch den Kirchenvorstand zum Nachfolger von Pfarrer Paul gewählt. Am 6. Juli 1931 wird Pfarrer Dietrich durch Superintendent Hahn in sein Amt in Coschütz eingeführt. Pfarrer Dietrich führte sein Amt als Pfarrer von Coschütz bis zum 31. Juli 1949, wo er in den Ruhestand trat. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Dr. Friedrich Martin Ludwig, welcher von St. Petri Bautzen hier her nach Coschütz wechselte. Er wurde am 5. März 1950 als Pfarrer von Coschütz gewählt und am 19. März 1950 in sein Amt durch Superintendet Karl Ae eingeführt. Am 10. November 1950 zum 50-ig jährigen Pfarrhausjubiläum wird beschlossen, eine Glocke zuzulegen. Im Oktober 1951 wird von der Apoldaer Glockengießerei mitgeteilt, daß der Kirchgemeinde Coschütz eine Bronzeglocke vom Landeskirchenamt zugeteilt worden ist. Es ist eine Glocke aus dem Jahr 1490, die den Krieg in Hamburg bei der zentralen Glockenerfassungstelle überstanden hat und nicht mehr eingeschmolzen worden ist. Nun wird am 14. Dezember 1951 der Bau des Glockentürmchens auf dem Coschützer Pfarrhaus geplant. Der Baubeginn für das Glockentürmchen ist der 24. März 1953 und am Pfingstsonntag, dem 24. Mai 1953 erfolgt die feierliche Glockenweihe. Seit diesem Tage läutet das kleine Glöckchen unermüdlich zu jedem Gottesdienst. Am 13. Mai 1958 wird im Betsaale die langersehnte Orgel durch Pfarrer Ludwig eingeweiht. Sie wurde gebaut von der Firma Jehmlich aus Dresden und durfte, bevor sie ihren endgültigen Platz im Betsaale Coschütz fand, ihren Klang am Karfreitag, dem 4. April 1958 in der Kreuzkirche bei der Aufführung der Matthäuspassion entfalten. Im Jahr 1958 gibt Pfarrer Ludwig sein Amt auf. Wieder steht ein Wechsel im Pfarramte an. Sein Nachfolger wird Pfarrer Heiner Hülsenberg. Er wird am 31. Mai 1959 durch Superintendent Martin in sein Amt eingewiesen. Pfarrer Hülsenberg versieht diesen Dienst bis zum 13.03.1977. Er ist der letzte Pfarrer, welcher "nur" Pfarrer für Coschütz war.

Die beiden Kirchgemeinden Coschütz und Gittersee vereint unter einem Pfarrer

Am 17.04.1977 wird der Pfarrer von Reinsberg (Kbz Meißen) Wilfried Weißflog durch den Kirchenvorstand Coschütz unter Anteilnahme des Kirchenvorstandes Gittersee zum Pfarrer der Kirchgemeinde Coschütz unter gleichzeitiger Mitverwaltung der Kirchgemeinde Gittersee,gewählt. Gittersee sollte nicht mehr mit einem eigenen Pfarrer besetzt werden. Pfarrer Weißflog tritt am 1. Oktober 1977 seinen Dienst in beiden Gemeinden an und wird am Tag darauf, dem 17.Sonntag nach Trinitatis durch Superintendent Scheibner in sein Amt eingeführt. Anfänglich wurde zwischen Coschütz und Gittersee ein Schwesternkirchverhältnis anvisiert. Nach zehn Jahren gemeinsamen Lebens schließlich beschlossen die beiden Kirchenvorstände in getrennter Abstimmung am 5. Mai 1986, die beiden Kirchgemeinden mit Wirkung vom 1.1.1987 an zu einer gemeinsamen zu vereinigen. Nach fast 90 Jahren fanden damit die beiden Kirchgemeinden, welche gemeinsam begannen und dann doch so schnell wieder auseinander gingen, nun entgüldig wieder zusammen. Die gemeinsame Kirchgemeinde trägt nun den Namen:

Ev.-Luth. Paul-Gerhardt-Kirchgemeinde Dresden - Coschütz/Gittersee

In der Wendezeit 1989/1990 bekam unsere Kirchgemeinde eine gewissen Bekanntheit durch die Proteste der Bevölkerung von Coschütz und Gittersee gegen das geplante Reinstsiliziumwerk in Gittersee. Die Kirchgemeinde nahm die Ängste der Bevölkerung vor diesem Reinstsiliziumwerk auf und bemühte sich, mit den staatlichen Stellen ins Gespräch zu kommen. So manchem sind vielleicht noch die überfüllten Veranstaltungen in der Gitterseeer Kirche in Erinnerung. Nachdem Pfarrer Weißflog durch die Kirchenleitung mit Wirkung vom 14. März 1993 an zum Superintendenten des Kirchenbezirkes Zittau berufen wurde, stand wieder ein Pfarrerwechsel bevor. Am 20.Mai 1993 wurde durch den Kirchenvorstand Pfarrer Joachim Deckert als Nachfolger im Amte gewählt und am 3. Oktober 1993 durch Superintendent Scheibner in sein Amt eingeführt. Einige Jahre nach dem Ende der DDR wurde immer deutlicher, daß die kirchliche Arbeit im Osten Deutschlands nicht mehr in ihrer bisherigen Art und Weise bestehen konnte. Die Kirchlichkeit der Menschen war so stark zurückgegangen, daß über die Landeskirchen im östlichen Teil Deutschlands eine Lawine von Strukturreformen rollte. So mußte auch die sächsiche Landeskirche sich den geringer gewordenen finanziellen Möglichkeiten beugen und eine Strukturreform in Form von Stelleneinspaarung im Verkündigungsdienst über sich ergehen lassen. Es traf auch unsere Kirchgemeinde. Pfarrer Deckert ging 1998 in den vorzeitigen Ruhestand. Die Paul-Gerhardt-Kirchgemeinde Dresden - Coschütz/Gittersee wurde nun zu einer

Schwesterkirchgemeinde der Auferstehungskirche Dresden-Plauen.

Die Eigenständigkeit von Coschütz/Gittersee ist zwar gewahrt worden, doch muß (darf?) man nun mit einer "großen" Schwester als Kirchgemeinde leben. Man teilt sich mit ihr die Mitarbeiter. Als Nachfolger von Pfarrer Deckert wurde Pfarrer Uwe Kranz von den Kirchenvorständen der Paul-Gerhardt-Kirchgemeinde und der Auferstehungskirche gewählt. Er tritt seinen Dienst am 1. September 1999 als 2. Pfarrer der Auferstehungskirche Dresden-Plauen mit Dienstsitz in Coschütz an.

Schwesterkirchgemeinde der Auferstehungskirche Dresden-Plauen und der Zionskirchgemeinde

Seit 2006 gehört zum Schwesternkirchverbund auch die Zionskirche in der Südvorstadt. Der Pfarrer von Coschütz/Gittersee ist nun zugleich der Pfarrer der Zionskirche
Im Jahr 2007 konnten für die Kirche in Gittersee zwei neue Bronzeglocken gegossen werden. Der Glockenstuhl wurde komplett neu aus Eichenholz hergestellt.
Nach fast drei Jahren Schweigens kann das Geläut von Gittersee wieder seinen täglichen Dienst tun.